Lot Nr. 72


Michael Sweerts


(Brüssel 1618–1664 Goa)
Mutter beim Füttern ihres Kindes, beobachtet von einem Hirten
Öl auf Leinwand, 66,5 x 50,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Peter C. Sutton, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Zudem danken wir Laura Laureati, die die Zuschreibung unabhängig von diesem bestätigt hat.

Das vorliegende Werk steht in Zusammenhang mit einem vergleichbaren Werk von Michael Sweerts, das im Dorotheum am 25. Oktober 2023 als Lot 93 versteigert wurde.

Diese realistische Komposition scheint auf einem Bauernhof angesiedelt. Aus dem Hintergrund weist ein Jäger, der von einigen jungen Männern und einem Hund begleitet wird, auf die Hirtenfamilie im rechten Vordergrund, die ihren Sohn füttert; von oben blickt eine an einer Türschwelle stehende Frau neugierig herab.

Die Themen Armut und Nächstenliebe waren dem flämischen Maler Michael Sweerts nicht fremd. Er stellte die Armen in ihrer Frömmigkeit dar und brachte ein Gefühl der Anteilnahme an ihren Leiden zum Ausdruck, wie aus dem Tagebucheintrag eines Missionars hervorgeht, der den Maler 1661 in Amsterdam traf: „[Sweerts] fastete jeden Tag und verteilte seinen Besitz unter den Armen“ (siehe G. Briganti, L. Trezzani, L. Laureati [Hg.], I Bamboccianti, Rom 1983, S. 313).

Das vorliegende Gemälde gehört zur italienischen Periode des Künstlers und entstand während seines dortigen Aufenthalts in der zweiten Hälfte der 1640er-Jahre. In der Tat gibt es bemerkenswerte stilistische, kompositorische und thematische Übereinstimmungen mit anderen Werken, die Sweerts in Rom schuf, zum Beispiel Die Kartenspieler, heute im Rijksmuseum in Amsterdam (Inv.-Nr. SK-A-1958), oder Die Wahrsagerin, heute im Musée des Beaux-Arts in Nîmes (siehe M. Dolcetti, R. Kultzen (Hg.), Michiel Michael Sweerts. Bruxelles 1618 – Goa 1664, Doornspijk 1996, S. 92, Kat.-Nr. 17).

Michael Sweerts wurde 1618 in Brüssel geboren, wo er nachweislich in der Kirche St. Nikolaus getauft wurde. Über seine Ausbildung als Maler ist wenig bekannt. Seine erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1646, als er im Alter von 28 Jahren in der Pfarrei von Santa Maria del Popolo in Rom eingetragen wurde. Daraus geht auch hervor, dass er seine Unterkunft mit einem anderen Maler teilte. Sweerts wurde Mitglied der Accademia di San Luca in Rom; Fürst Camillo Pamphilj, der Neffe von Papst Innozenz X., gehörte zu seinen Förderern. Er kehrte 1652 in die Niederlande zurück und ließ sich 1656 in Brüssel nieder, wo er eine Zeichenschule gründete. Im Jahr 1660 verbrachte er kurze Zeit in Amsterdam, bevor er 1662 als katholischer Missionar nach China ging. Erst 1664 erreichte er Goa, wo er bei den Jesuiten blieb und noch im selben Jahr starb.

Sweerts war ein vielseitiger Künstler. Seine Gemälde zeigen den Einfluss sowohl der nord- als auch der südeuropäischen Schule der Malerei. Seine Kompositionen waren häufig von Straßenszenen und dem täglichen Leben inspiriert, wie auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Der Künstler ließ sich auch von der klassischen Antike inspirieren, zumal in einigen seiner Werke Architekturkulissen im Stil der Antike auftauchen, während in anderen Gips- oder Marmorstatuen dargestellt sind.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 350.000,-

Michael Sweerts


(Brüssel 1618–1664 Goa)
Mutter beim Füttern ihres Kindes, beobachtet von einem Hirten
Öl auf Leinwand, 66,5 x 50,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Peter C. Sutton, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Zudem danken wir Laura Laureati, die die Zuschreibung unabhängig von diesem bestätigt hat.

Das vorliegende Werk steht in Zusammenhang mit einem vergleichbaren Werk von Michael Sweerts, das im Dorotheum am 25. Oktober 2023 als Lot 93 versteigert wurde.

Diese realistische Komposition scheint auf einem Bauernhof angesiedelt. Aus dem Hintergrund weist ein Jäger, der von einigen jungen Männern und einem Hund begleitet wird, auf die Hirtenfamilie im rechten Vordergrund, die ihren Sohn füttert; von oben blickt eine an einer Türschwelle stehende Frau neugierig herab.

Die Themen Armut und Nächstenliebe waren dem flämischen Maler Michael Sweerts nicht fremd. Er stellte die Armen in ihrer Frömmigkeit dar und brachte ein Gefühl der Anteilnahme an ihren Leiden zum Ausdruck, wie aus dem Tagebucheintrag eines Missionars hervorgeht, der den Maler 1661 in Amsterdam traf: „[Sweerts] fastete jeden Tag und verteilte seinen Besitz unter den Armen“ (siehe G. Briganti, L. Trezzani, L. Laureati [Hg.], I Bamboccianti, Rom 1983, S. 313).

Das vorliegende Gemälde gehört zur italienischen Periode des Künstlers und entstand während seines dortigen Aufenthalts in der zweiten Hälfte der 1640er-Jahre. In der Tat gibt es bemerkenswerte stilistische, kompositorische und thematische Übereinstimmungen mit anderen Werken, die Sweerts in Rom schuf, zum Beispiel Die Kartenspieler, heute im Rijksmuseum in Amsterdam (Inv.-Nr. SK-A-1958), oder Die Wahrsagerin, heute im Musée des Beaux-Arts in Nîmes (siehe M. Dolcetti, R. Kultzen (Hg.), Michiel Michael Sweerts. Bruxelles 1618 – Goa 1664, Doornspijk 1996, S. 92, Kat.-Nr. 17).

Michael Sweerts wurde 1618 in Brüssel geboren, wo er nachweislich in der Kirche St. Nikolaus getauft wurde. Über seine Ausbildung als Maler ist wenig bekannt. Seine erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1646, als er im Alter von 28 Jahren in der Pfarrei von Santa Maria del Popolo in Rom eingetragen wurde. Daraus geht auch hervor, dass er seine Unterkunft mit einem anderen Maler teilte. Sweerts wurde Mitglied der Accademia di San Luca in Rom; Fürst Camillo Pamphilj, der Neffe von Papst Innozenz X., gehörte zu seinen Förderern. Er kehrte 1652 in die Niederlande zurück und ließ sich 1656 in Brüssel nieder, wo er eine Zeichenschule gründete. Im Jahr 1660 verbrachte er kurze Zeit in Amsterdam, bevor er 1662 als katholischer Missionar nach China ging. Erst 1664 erreichte er Goa, wo er bei den Jesuiten blieb und noch im selben Jahr starb.

Sweerts war ein vielseitiger Künstler. Seine Gemälde zeigen den Einfluss sowohl der nord- als auch der südeuropäischen Schule der Malerei. Seine Kompositionen waren häufig von Straßenszenen und dem täglichen Leben inspiriert, wie auf dem vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Der Künstler ließ sich auch von der klassischen Antike inspirieren, zumal in einigen seiner Werke Architekturkulissen im Stil der Antike auftauchen, während in anderen Gips- oder Marmorstatuen dargestellt sind.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024