Lot Nr. 131 -


Gottfried Hempel


(Wohlau 1720–1772 Berlin)
Reiterporträt von König Friedrich II. von Preußen mit Bruststern und Schleife des Schwarzen Adlerordens und Kommandostab,
Öl auf Leinwand, 144 x 122 cm, gerahmt

Wir danken Reimar F. Lacher, der die Zuschreibung bestätigt hat.

Reiterporträts von Friedrich dem Großen sind erstaunlich selten. Aus den frühen Jahren seiner Herrschaft sind keine bekannt, was dieses beeindruckende Gemälde zu einer seltenen Entdeckung macht.

Friedrich der Große ist hier als junger König mit Kommandostab auf einem sich aufbäumenden Pferd dargestellt. Er trägt einen reich mit Silber bestickten „Justaucorps“ aus blauem Samt, die Paradeuniform des Elite-Infanterieregiments Nr. 15, des 1. Garde-Regiments zu Fuß, wie er sie vor dem Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) trug. Erst etwas später zog er den schlichteren „Interimsrock“ ohne jeglichen Schmuck vor, der zu einem berühmten Markenzeichen seiner offiziellen Ikonografie wurde. Sein Schneider Helle fertigte für den König beide Uniformtypen, von denen mehrere Exemplare erhalten sind, an.

Dieses seltene Porträt kann mehr oder weniger als Besonderheit der preußischen Kunst gelten. Zusammen mit einem Bildnis seines Bruders und mutmaßlichen Erben, Prinz August Wilhelm von Preußen, scheint es als Gemäldepaar konzipiert worden zu sein. Da Friedrich keine Kinder und Erben hatte, wurde August Wilhelm zum „Prinz von Preußen“ ernannt und übernahm die Rolle des Kronprinzen. Das Pendant befindet sich in der Sammlung des Historischen Museums Bayreuth. Dass sich das Pendant offenbar mindestens ein Jahrhundert lang in Bayreuth befand, deutet darauf hin, dass beide Gemälde von der Schwester der beiden Dargestellten, Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709–1758), die ihre ursprünglich eher provinzielle Residenz zu einem kulturellen Zentrum der Aufklärung machte, in Auftrag gegeben oder ihr zum Geschenk gemacht wurden.

Das Gemälde in Bayreuth (Öl auf Leinwand, 146 x 128 cm) zeigt den jungen Prinzen Augustus Wilhelm in der gelben Uniform seines Regiments, des berühmten „Gelben Reiters“ (2. Kürassierregiment „Prinz Wilhelm zu Pferd“). Er sitzt ebenfalls auf einem sich aufbäumenden Pferd, das in Form und Haltung mit dem des vorliegenden Porträts identisch ist, wendet es sich in die entgegengesetzte Richtung . Hempel malte auch ein Bildnis des Prinzen Heinrich zu Pferde sowie eine weitere Version des Bildnisses von August Wilhelm auf Schloss Oranienburg.

Es gibt eine kleinere, etwas gröber ausgeführte Variante des Porträts von August Wilhelm, das im Bode-Museum, Berlin, aufbewahrt und Hempel vollständig zugeschrieben wird (Öl auf Leinwand, 115,2 x 102,5 cm). Der Dargestellte auf dem Bildnis im Bode-Museum scheint älter zu sein als der auf dem Bildnis in Bayreuth. Es wird vermutet, dass es sich bei dem Gemälde im Bode-Museum um das Bildnis des Prinzen Heinrich von Preußen handelt, das in der älteren Literatur erwähnt wird. Heinrich wurde nach dem frühen Tod von Prinz August Wilhelm im Jahr 1758 Oberst des 2. Kürassierregiments „Prinz Wilhelm zu Pferde“, was erklären würde, dass er die gleiche Uniform und den gleichen Orden trägt. Tatsächlich wird das Gemälde, das sich heute im Bode-Museum befindet, in einer Abbildung von 1902 als von Hempel stammend und Prinz Heinrich darstellend identifiziert (siehe P. Seidel [Hg.], Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, Bd. 6, Berlin 1902, S. 15). Es erscheint plausibel, dass Hempel ein früher, um 1740–1745, erfolgreich angewandtes Kompositionsschema bei dem vorliegenden Gemälde und seinem Bayreuther Pendant wiederverwendet hat, als er später das Bildnis von Prinz Heinrich malte.

Es ist keine andere Version des vorliegenden Werkes bekannt. Beide Porträts scheinen auf den von Pesne und Hempel entwickelten Typen zu beruhen, und insbesondere die Ausführung des Porträts des Königs steht dem Stil Pesnes nahe. Es ist unwahrscheinlich, dass das Porträt des Königs nach dem Leben gemalt wurde, zumal Friedrich eine ausgeprägte Abneigung gegen Porträtsitzungen hatte, die er konsequent ablehnte, weil er überzeugt war, hässlich zu sein: „Man muss Apollo, Mars oder Adonis sein, um sich malen zu lassen, da ich nun aber nicht die Ehre habe, einem dieser Herren zu gleichen, habe ich mein Antlitz, soviel es von mir abhing, dem Pinsel der Maler entzogen “, schrieb er 1774 an Jean-Baptiste le Rond d’Alembert. Und gegenüber dem Marquis d’Argens äußerte er: „Man spricht so viel darüber, dass wir Könige das Ebenbild Gottes auf Erden sind. Darauf habe ich mich im Spiegel besehen und muss sagen: Desto schlimmer für Gott!“ Das vorliegende Bildnis stellt also ein stark idealisiertes Porträt des jugendlichen Königs dar, für das sich eine Datierung um 1745 anbieten würde.

Gottfried Hempel kam 1743 nach Berlin und wurde zum Hofmaler August Wilhelms ernannt. Er war auch für die Königinmutter auf Schloss Monbijou in Berlin und für Prinz Heinrich auf Schloss Rheinsberg tätig. Er gehörte zum Umkreis des Schriftstellers Johann Ludwig Wilhelm Gleim, dessen Porträt von der Hand Hempels (Gleimhaus, Halberstadt) einen guten Vergleich mit dem vorliegenden Werk und besonders mit dem Bildnis von Augustus Wilhelm bietet, das viel wahrscheinlicher nach dem Leben gemalt wurde.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 254.250,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Gottfried Hempel


(Wohlau 1720–1772 Berlin)
Reiterporträt von König Friedrich II. von Preußen mit Bruststern und Schleife des Schwarzen Adlerordens und Kommandostab,
Öl auf Leinwand, 144 x 122 cm, gerahmt

Wir danken Reimar F. Lacher, der die Zuschreibung bestätigt hat.

Reiterporträts von Friedrich dem Großen sind erstaunlich selten. Aus den frühen Jahren seiner Herrschaft sind keine bekannt, was dieses beeindruckende Gemälde zu einer seltenen Entdeckung macht.

Friedrich der Große ist hier als junger König mit Kommandostab auf einem sich aufbäumenden Pferd dargestellt. Er trägt einen reich mit Silber bestickten „Justaucorps“ aus blauem Samt, die Paradeuniform des Elite-Infanterieregiments Nr. 15, des 1. Garde-Regiments zu Fuß, wie er sie vor dem Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) trug. Erst etwas später zog er den schlichteren „Interimsrock“ ohne jeglichen Schmuck vor, der zu einem berühmten Markenzeichen seiner offiziellen Ikonografie wurde. Sein Schneider Helle fertigte für den König beide Uniformtypen, von denen mehrere Exemplare erhalten sind, an.

Dieses seltene Porträt kann mehr oder weniger als Besonderheit der preußischen Kunst gelten. Zusammen mit einem Bildnis seines Bruders und mutmaßlichen Erben, Prinz August Wilhelm von Preußen, scheint es als Gemäldepaar konzipiert worden zu sein. Da Friedrich keine Kinder und Erben hatte, wurde August Wilhelm zum „Prinz von Preußen“ ernannt und übernahm die Rolle des Kronprinzen. Das Pendant befindet sich in der Sammlung des Historischen Museums Bayreuth. Dass sich das Pendant offenbar mindestens ein Jahrhundert lang in Bayreuth befand, deutet darauf hin, dass beide Gemälde von der Schwester der beiden Dargestellten, Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth (1709–1758), die ihre ursprünglich eher provinzielle Residenz zu einem kulturellen Zentrum der Aufklärung machte, in Auftrag gegeben oder ihr zum Geschenk gemacht wurden.

Das Gemälde in Bayreuth (Öl auf Leinwand, 146 x 128 cm) zeigt den jungen Prinzen Augustus Wilhelm in der gelben Uniform seines Regiments, des berühmten „Gelben Reiters“ (2. Kürassierregiment „Prinz Wilhelm zu Pferd“). Er sitzt ebenfalls auf einem sich aufbäumenden Pferd, das in Form und Haltung mit dem des vorliegenden Porträts identisch ist, wendet es sich in die entgegengesetzte Richtung . Hempel malte auch ein Bildnis des Prinzen Heinrich zu Pferde sowie eine weitere Version des Bildnisses von August Wilhelm auf Schloss Oranienburg.

Es gibt eine kleinere, etwas gröber ausgeführte Variante des Porträts von August Wilhelm, das im Bode-Museum, Berlin, aufbewahrt und Hempel vollständig zugeschrieben wird (Öl auf Leinwand, 115,2 x 102,5 cm). Der Dargestellte auf dem Bildnis im Bode-Museum scheint älter zu sein als der auf dem Bildnis in Bayreuth. Es wird vermutet, dass es sich bei dem Gemälde im Bode-Museum um das Bildnis des Prinzen Heinrich von Preußen handelt, das in der älteren Literatur erwähnt wird. Heinrich wurde nach dem frühen Tod von Prinz August Wilhelm im Jahr 1758 Oberst des 2. Kürassierregiments „Prinz Wilhelm zu Pferde“, was erklären würde, dass er die gleiche Uniform und den gleichen Orden trägt. Tatsächlich wird das Gemälde, das sich heute im Bode-Museum befindet, in einer Abbildung von 1902 als von Hempel stammend und Prinz Heinrich darstellend identifiziert (siehe P. Seidel [Hg.], Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, Bd. 6, Berlin 1902, S. 15). Es erscheint plausibel, dass Hempel ein früher, um 1740–1745, erfolgreich angewandtes Kompositionsschema bei dem vorliegenden Gemälde und seinem Bayreuther Pendant wiederverwendet hat, als er später das Bildnis von Prinz Heinrich malte.

Es ist keine andere Version des vorliegenden Werkes bekannt. Beide Porträts scheinen auf den von Pesne und Hempel entwickelten Typen zu beruhen, und insbesondere die Ausführung des Porträts des Königs steht dem Stil Pesnes nahe. Es ist unwahrscheinlich, dass das Porträt des Königs nach dem Leben gemalt wurde, zumal Friedrich eine ausgeprägte Abneigung gegen Porträtsitzungen hatte, die er konsequent ablehnte, weil er überzeugt war, hässlich zu sein: „Man muss Apollo, Mars oder Adonis sein, um sich malen zu lassen, da ich nun aber nicht die Ehre habe, einem dieser Herren zu gleichen, habe ich mein Antlitz, soviel es von mir abhing, dem Pinsel der Maler entzogen “, schrieb er 1774 an Jean-Baptiste le Rond d’Alembert. Und gegenüber dem Marquis d’Argens äußerte er: „Man spricht so viel darüber, dass wir Könige das Ebenbild Gottes auf Erden sind. Darauf habe ich mich im Spiegel besehen und muss sagen: Desto schlimmer für Gott!“ Das vorliegende Bildnis stellt also ein stark idealisiertes Porträt des jugendlichen Königs dar, für das sich eine Datierung um 1745 anbieten würde.

Gottfried Hempel kam 1743 nach Berlin und wurde zum Hofmaler August Wilhelms ernannt. Er war auch für die Königinmutter auf Schloss Monbijou in Berlin und für Prinz Heinrich auf Schloss Rheinsberg tätig. Er gehörte zum Umkreis des Schriftstellers Johann Ludwig Wilhelm Gleim, dessen Porträt von der Hand Hempels (Gleimhaus, Halberstadt) einen guten Vergleich mit dem vorliegenden Werk und besonders mit dem Bildnis von Augustus Wilhelm bietet, das viel wahrscheinlicher nach dem Leben gemalt wurde.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.